Mentale Vorbereitung ist bei Spitzensportlern für jeden selbstverständlich – nur wir nutzen sie nicht?!
Gestern war ich bei der Pressekonferenz der Global Jumping, dem bevorstehenden Event der Spitzensports unter dem Berliner Funkturm. Es ist die Champions League des Springreitens und mittlerweile zum dritten Male werden die weltbesten Pferde und Reiter in Berlin zu Gast sein. Die letzte große Veranstaltung in Deutschland war vor rund 3 Wochen das alteingesessene Hamburger Derby, bei dem immerhin rund 100.000 Menschen zum Zuschauen strömen. Der Gewinner des Hamburger Derby, Nisse Lüneburg, war zu Gast bei der Pressekonferenz, denn er wird ebenfallls in Berlin an den Start gehen. Neben zahlreichen Informationen wurde die Frage an den sympathischen Spitzensportler gestellt, wie er sich denn bei einem solchen Turnier vorbereite. Denn obwohl er es ja gewohnt ist in großen Arenen zu starten, wäre doch wohl klar, dass der Moment immer wieder besonders sei und evtl. auch Aufregung eine Rolle spiele.
Nisse antwortete in seiner bekannt ruhigen und charmanten Art, dass er sich eigentlich „nicht besonders“ vorbereite und keine bestimmten Rituale pflege. Er persönlich sei froh, wenn er Ruhe habe. Er würde es genießen ganz in Ruhe und alleine den Parcours abzugehen und sich die die ersten Reiter anzuschauen. Er würde vor solch großen Turnieren besonders konzentriert und fokussiert sein.
Ich bin mir sicher, dass das, was er als nicht besonders nennt, für die meisten von uns feste Rituale darstellen würde. Ich glaube auch, wenn wir etwas mehr hinterfragen würden, kämen noch mehr Einzelheiten zum Vorschein, die er jetzt nicht als erwähnenswert empfand. Denn schon der Ausdruck des konzentrierten und fokussierten Zustands folgt nahezu immer gewissen Regeln. Aber wir wissen mittlerweile alle, dass Spitzensportler an Ihrem Zustand zum Wettkampfzeitpunkt mit mentalen Strategien arbeiten (müssen), wenn Sie etwas erreichen wollen. Das bestätigt schon die Frage der Interviewerin!
Doch viel interessanter scheint mir die Tatsache, dass die meisten Menschen diese Techniken in ihrem Alltag nicht nutzen. Denn egal ob im Business oder der Beziehung; wir müssen an unserem Zustand arbeiten, um gute Ergebnisse schaffen zu können. Ich meine nicht, dass Sie wie ein aufgezogenes HB-Männchen durch den Tag gehen sollen, sondern, dass Sie die Möglichkeit nutzen zu bestimmten Zeitpunkten Ihren Zustand zu beeinflussen.
Das ist das, was ich unter Statemanagement verstehe. Da dahinter deutlich mehr als mentales Training versteckt ist, heisst es in meiner Arbeit auch #Statecoaching. Denn die Möglichkeit zu erlernen, zum richtigen Zeitpunkt den eigenen State zu bestimmen, ist eine der wesentlichen Erfolgsgrundlagen.
Herzlichst, Ihr
Bernd Kiesewetter